Um
gefährdete Gebiete aufzukaufen, gründeten mehrere Umweltschützer 2003
den gemeinnützigen Verein "Naturefund". So haben die Mitglieder bereits
einen Sumpfwald in Nordhessen gekauft und einen Buchenwald im
Vogelsberg. Zur Zeit plant "Naturefund" zusammen mit dem BUND
Rheinland-Pfalz, das Dörrebachtal im Hunsrück zu kaufen. Denn dieses
ist auch bei einem benachbarten Kalkwerk sehr begehrt.
Das sieht doch echt aus wie das Tal von Ronja Räubertochter.
Katja Wiese ist begeistert vom Dörrebachtal, einem verwunschenen
Stückchen Deutschland von 110.000 Quadratmetern Fläche. Es liegt im
Hunsrück, gleich hinter Stromberg, der Heimatstadt des Deutschen
Michel, nur ein paar Kilometer von der Autobahn 61 entfernt. Das
Dörrebachtal ist etwas Besonderes, denn hier sind die Basaltböden des
Hunsrück von einer Kalknadel unterbrochen, in die ein Bachlauf, der nur
wenige Wochen im Jahr Wasser führt, das malerische Tal hineingefräst
hat.
Also insgesamt geht das
ungefähr 120 Meter tief in den Fels rein. Dieser poplige, kleine Bach
da unten, der hat das gemacht - 120 Meter. Im Lauf der Jahrtausende.
Doch die Idylle ist in Gefahr: Das nahegelegene Kalkwerk möchte auch im
Dörrebachtal den wertvollen Kalkstein abbauen. Und die Kreisverwaltung
Bad Kreuznach hat den neuen Steinbruch im Raumordnungsverfahren
grundsätzlich genehmigt. Deswegen ist nun die Stunde von Naturefund
gekommen, einer jungen Umweltorganisation, die Spendengelder sammelt,
um damit ökologisch wertvolles Land aufzukaufen und dauerhaft zu
schützen. Geschäftsführerin Katja Wiese erklärt das Prinzip:
Wir kaufen Land für Natur. Und am effektivsten hat sich herausgestellt
ist, wenn eine andere Organisation Besitzer wird, die das auch
langfristig betreuen kann. Und währenddessen zieht Naturefund weiter
und kauft das nächste Stück Land.
Im Fall des
Dörrebachtals werden etwa 80.000 Euro an Spenden gebraucht - und die
Zustimmung des Ortsgemeinderates von Stromberg, der am 6. Februar
darüber entscheiden wird, ob das Tal an die Umweltschützer verkauft
werden soll. Die Chancen stehen gut, so Jörg Binz von den Stromberger
Grünen:
Es gab bisher zwei Abstimmungen, da waren die Mehrheiten gleichbleibend: 12 zu 9 Stimmen für den Erhalt des Dörrebachtals.
Der Partner von Naturefund ist der BUND Rheinland-Pfalz. Dessen
Geschäftsführer Erwin Manz erklärt, was mit dem Tal geschehen soll,
falls die Umweltschützer es tatsächlich kaufen können:
Wir wollen Naturschutz betreiben, der Wald soll der Eigenentwicklung
überlassen werden, aber das gemeinsam mit den Menschen. Also es führt
heute ein Wanderpfad hier durch, der soll weiterhin offen sein, es kann
jeder seinen Spaziergang hier durchführen. Es ist gerade ein neues
Wald-Bildungszentrum im Aufbau und dort werden wir auch das Angebot
unterbreiten, dass die Leute, die sich dort bilden wollen, genau in
dieses Tal hingehen können und diese Kostbarleiten anschauen können.
Die Kostbarkeiten sind zum einen seltene Pflanzen, von denen Botaniker
andernorts nur träumen können. Hans Faus, ein Fachmann für Waldflora,
schwärmt vom Artenreichtum im Dörrebachtal:
Es gibt eine ganze Anzahl seltener und hochdekorativer Arten wie etwa
das Wunderveilchen viola mirabilis, eine ganz seltene Art, die sonst
weithin im Gebiet fehlt, oder das Spatelblättrige Greiskraut, für das
Ähnliches gilt, und als drittes die Frühlingsblatterbse, die dann erst
wieder in Rheinhessen zum Vorschein kommt.
Zum anderen
sind da die Wildkatzen und die Fledermäuse, Hunderte von Fledermäusen.
Warum die sich im Dörrebachtal so wohl fühlen, erklärt Andreas Kiefer
von der Universität Mainz:
Faktisch fühlen sich die Fledermäuse da sehr wohl, weil es gibt dort
einfach sehr viele Höhlen, sowohl die Höhlen im Gestein, also in dem
Kalk, als auch Baumhöhlen. Die Baumhöhlen braucht man als Fledermaus um
dort im Sommer Junge großzuziehen, die Kalkhöhlen, die Karsthöhlen
braucht man halt um im Winter Winterschlaf zu halten.
Bleibt die Frage: Wie schnell können Naturefund
und der BUND die 80.000 Euro sammeln, die das Dörrebachtal
wahrscheinlich kosten wird? Katja Wieses Optimismus ist da
unerschütterlich:
Um sicher zu
sein, haben wir gesagt: Innerhalb von zwei Jahren sollte das geschehen
sein. Aber jetzt merke ich schon, da kommt so viel Resonanz und so viel
Zuspruch, vielleicht schaffen wir das sogar bis zum Sommer diesen
Jahres.