dradio.de

URL: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/580827/


09.01.2007 · 11:35 Uhr
Nebel im Wald (Bild: Stock.XCHNG / John S) Nebel im Wald (Bild: Stock.XCHNG / John S)

Naturschutz durch Landkauf

Umweltaktivisten wollen das Dörrebachtal im Hunsrück retten

Von Christoph Gehring

Um gefährdete Gebiete aufzukaufen, gründeten mehrere Umweltschützer 2003 den gemeinnützigen Verein "Naturefund". So haben die Mitglieder bereits einen Sumpfwald in Nordhessen gekauft und einen Buchenwald im Vogelsberg. Zur Zeit plant "Naturefund" zusammen mit dem BUND Rheinland-Pfalz, das Dörrebachtal im Hunsrück zu kaufen. Denn dieses ist auch bei einem benachbarten Kalkwerk sehr begehrt.

Das sieht doch echt aus wie das Tal von Ronja Räubertochter.

Katja Wiese ist begeistert vom Dörrebachtal, einem verwunschenen Stückchen Deutschland von 110.000 Quadratmetern Fläche. Es liegt im Hunsrück, gleich hinter Stromberg, der Heimatstadt des Deutschen Michel, nur ein paar Kilometer von der Autobahn 61 entfernt. Das Dörrebachtal ist etwas Besonderes, denn hier sind die Basaltböden des Hunsrück von einer Kalknadel unterbrochen, in die ein Bachlauf, der nur wenige Wochen im Jahr Wasser führt, das malerische Tal hineingefräst hat.

Also insgesamt geht das ungefähr 120 Meter tief in den Fels rein. Dieser poplige, kleine Bach da unten, der hat das gemacht - 120 Meter. Im Lauf der Jahrtausende.

Doch die Idylle ist in Gefahr: Das nahegelegene Kalkwerk möchte auch im Dörrebachtal den wertvollen Kalkstein abbauen. Und die Kreisverwaltung Bad Kreuznach hat den neuen Steinbruch im Raumordnungsverfahren grundsätzlich genehmigt. Deswegen ist nun die Stunde von Naturefund gekommen, einer jungen Umweltorganisation, die Spendengelder sammelt, um damit ökologisch wertvolles Land aufzukaufen und dauerhaft zu schützen. Geschäftsführerin Katja Wiese erklärt das Prinzip:

Wir kaufen Land für Natur. Und am effektivsten hat sich herausgestellt ist, wenn eine andere Organisation Besitzer wird, die das auch langfristig betreuen kann. Und währenddessen zieht Naturefund weiter und kauft das nächste Stück Land.

Im Fall des Dörrebachtals werden etwa 80.000 Euro an Spenden gebraucht - und die Zustimmung des Ortsgemeinderates von Stromberg, der am 6. Februar darüber entscheiden wird, ob das Tal an die Umweltschützer verkauft werden soll. Die Chancen stehen gut, so Jörg Binz von den Stromberger Grünen:

Es gab bisher zwei Abstimmungen, da waren die Mehrheiten gleichbleibend: 12 zu 9 Stimmen für den Erhalt des Dörrebachtals.

Der Partner von Naturefund ist der BUND Rheinland-Pfalz. Dessen Geschäftsführer Erwin Manz erklärt, was mit dem Tal geschehen soll, falls die Umweltschützer es tatsächlich kaufen können:

Wir wollen Naturschutz betreiben, der Wald soll der Eigenentwicklung überlassen werden, aber das gemeinsam mit den Menschen. Also es führt heute ein Wanderpfad hier durch, der soll weiterhin offen sein, es kann jeder seinen Spaziergang hier durchführen. Es ist gerade ein neues Wald-Bildungszentrum im Aufbau und dort werden wir auch das Angebot unterbreiten, dass die Leute, die sich dort bilden wollen, genau in dieses Tal hingehen können und diese Kostbarleiten anschauen können.

Die Kostbarkeiten sind zum einen seltene Pflanzen, von denen Botaniker andernorts nur träumen können. Hans Faus, ein Fachmann für Waldflora, schwärmt vom Artenreichtum im Dörrebachtal:

Es gibt eine ganze Anzahl seltener und hochdekorativer Arten wie etwa das Wunderveilchen viola mirabilis, eine ganz seltene Art, die sonst weithin im Gebiet fehlt, oder das Spatelblättrige Greiskraut, für das Ähnliches gilt, und als drittes die Frühlingsblatterbse, die dann erst wieder in Rheinhessen zum Vorschein kommt.

Zum anderen sind da die Wildkatzen und die Fledermäuse, Hunderte von Fledermäusen. Warum die sich im Dörrebachtal so wohl fühlen, erklärt Andreas Kiefer von der Universität Mainz:

Faktisch fühlen sich die Fledermäuse da sehr wohl, weil es gibt dort einfach sehr viele Höhlen, sowohl die Höhlen im Gestein, also in dem Kalk, als auch Baumhöhlen. Die Baumhöhlen braucht man als Fledermaus um dort im Sommer Junge großzuziehen, die Kalkhöhlen, die Karsthöhlen braucht man halt um im Winter Winterschlaf zu halten.

Bleibt die Frage: Wie schnell können Naturefund und der BUND die 80.000 Euro sammeln, die das Dörrebachtal wahrscheinlich kosten wird? Katja Wieses Optimismus ist da unerschütterlich:

Um sicher zu sein, haben wir gesagt: Innerhalb von zwei Jahren sollte das geschehen sein. Aber jetzt merke ich schon, da kommt so viel Resonanz und so viel Zuspruch, vielleicht schaffen wir das sogar bis zum Sommer diesen Jahres.